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Noch ein Verbot für Afghanistans Frauen

Von dpa

Die Herrscher in Land Afghanistan erlassen immer härtere Regeln gegen Frauen. Fachleute glauben, dass diese Regeln dem ganzen Land schaden. Doch warum entscheiden die Herrscher dann so?

Ebrahim Noroozi/AP/dpa

Die Liste der Regeln für Frauen und Mädchen im Land Afghanistan ist lang: Frauen müssen ihren Körper verhüllen, wenn sie unterwegs sind. Mädchen dürfen nach der sechsten Klasse nicht mehr zur Schule gehen. Parks und Fitnessstudios sind für Frauen verboten. Seit Dienstag gibt es ein weiteres Verbot: Frauen dürfen nicht mehr studieren. Sie können also zum Beispiel keine Ärztin oder Anwältin mehr werden.

Erlassen haben die vielen Regeln die Taliban. Diese Gruppe herrscht seit rund anderthalb Jahren in Afghanistan. Viele Menschen waren am Dienstag entsetzt über das Studier-Verbot. «Man denke nur an all die Ärztinnen, Anwältinnen und Lehrerinnen, die für die Entwicklung des Landes verloren gegangen sind und noch verloren gehen werden», sagte ein Politik-Fachmann. 

Afghanistan braucht seine Frauen

Auch der Konfliktforscher Conrad Schetter sieht das so. «Afghanistan kann sich nur entwickeln, wenn sich alle im Land daran beteiligen können», sagt der Professor. Und das hat Afghanistan nötig. «Es ist ein extrem armes Land, das seit 40 Jahren von Krieg geprägt ist. Die Menschen dort kämpfen täglich ums Überleben.» 

Doch wenn Afghanistan sich dringend weiterentwickeln muss und das ohne die Frauen schwer wird – weshalb schränken die Taliban Frauen dann immer mehr ein? Eine Antwort ist, dass die Taliban ihre Macht ausbauen möchten. «Sie fühlen sich nicht wohl damit, dass es diesen Bereich der Frauen gibt, den sie nicht so kontrollieren können, wie sie es gerne hätten», erklärt Conrad Schetter. 

Ein alter Streit

Hinzu komme aber auch noch eine andere Frage, meint der Professor. Es gehe darum, wie traditionell oder wie modern Afghanistan sein soll. Traditionell bedeutet in dem Fall etwa, dass das Leben auf die Männer ausgerichtet ist und diese die Entscheidungen treffen. 

Ob Afghanistan modern oder traditionell sein soll, darüber streiten auch die Taliban untereinander. Der Streit ist alt und wird erbittert geführt. Es geht vor allem darum, wer sich durchsetzen kann, meint Conrad Schetter. Ob das am Ende auch das Beste für Afghanistan ist, sei dabei gar nicht mehr entscheidend.

© dpa-infocom, dpa:221221-99-983039/2