// lieferbeginn readonly Skip to main content

Mehr Weizen, weniger Abwechslung

Von dpa

Weizen, Kartoffeln oder lieber Lupinen? Die Bauern in Deutschland entscheiden jetzt, was als Nächstes auf ihren Äckern wachsen soll. Auch der Krieg in der Ukraine hat mit dieser Entscheidung zu tun.

Harald Tittel/dpa

Raspel, raspel, raspel. Wenn die großen Mähdrescher erst mal loslegen, fallen die Halme schnell: Ein Feld mit goldgelbem Getreide verwandelt sich in einen Stoppelacker. Aus der Ernte wird zum Beispiel Mehl für Brot, Pizza und Kuchen. Auf dem Feld wird dann wieder neuer Weizen ausgesät. So lief das bisher sehr oft.

Zum Schutz der Natur sollte es aber in Europa und ab nächstem Jahr in Deutschland mehr Abwechslung auf den Äckern geben. Das Fachwort dafür ist Fruchtwechsel. Damit sind nicht Äpfel und Birnen gemeint. Es geht um die Reihenfolge, in der Nutzpflanzen angebaut werden. In einem Jahr würde etwa Weizen auf dem Feld wachsen, im nächsten Jahr aber Kartoffeln.

Verschiedene Pflanzen nacheinander

In der deutschen Regierung ist dafür der Politiker Cem Özdemir zuständig. Der Minister für Landwirtschaft will nun mit der Regel für die Fruchtfolge ein Jahr länger warten. Das sagte er am Wochenende. Die Begründung hat mit dem Krieg in der Ukraine zu tun. Das Land kann viel weniger Weizen in andere Länder liefern als bisher. Deshalb soll es Bauern in Deutschland jetzt noch mal erlaubt werden, Weizen nach Weizen auszusäen.

Dabei findet Cem Özdemir die Fruchtwechsel-Regel eigentlich richtig und wichtig. Denn sie hilft der Natur. Wachsen unterschiedliche Pflanzen an einem Ort, enthält der Boden mehr Nährstoffe. Außerdem mögen mehr Tierarten so einen Lebensraum. Teilweise bräuchten die Bauern wohl auch weniger Dünger und Pflanzenschutzmittel, berichten Fachleute.

Ein Nachteil: Teilweise entsteht mehr Aufwand für die Landwirte. Denn mit einem Mähdrescher kann man zwar Getreide ernten, aber keine Kartoffeln.

Ein Vertreter vieler Bauern meinte, die Entscheidung für die Verschiebung käme gerade noch rechtzeitig für die neue Aussaat von Getreide. Umweltschützer halten sie dagegen für falsch: Sie meinen, die Entscheidung schade dem Artenschutz.

Endgültig klar ist die Sache auch noch nicht: Politikerinnen und Politiker aus den deutschen Bundesländern müssen dem Vorschlag des Ministers noch zustimmen.

© dpa-infocom, dpa:220807-99-305990/2