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Wahrheit weniger wichtig

Von dpa

Viele Politiker und Influencer wollen vor allem eines: Aufmerksamkeit erregen. Dabei nehmen sie es manchmal mit der Wahrheit nicht so genau. Das hat gerade wieder Donald Trump im Fernsehen gezeigt.

Donald Trump oder Kamala Harris: Wer von den beiden wird das große Land USA regieren? Viele Menschen hören den beiden zu, wenn sie Wahlkampf machen. Dabei sagt der eine immer wieder Dinge, die zu Kopfschütteln und Lachern führen.

«In Springfield essen sie die Hunde», sagte Donald Trump bei einem Gesprächs-Duell im Fernsehen. «Die Leute, die hierhergekommen sind, sie essen die Katzen. Sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben.» Damit meinte Donald Trump Leute, die aus anderen Ländern in die USA einwandern. Kamala Harris konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Und viele der Zuschauer fragten sich: Warum kann der Mann so einen Unfug behaupten?

Normalerweise geht es bei Diskussionen um die besseren Argumente. Das sind Aussagen mit Begründungen und Belegen. «Die Wahrheit und gute Argumente zählen im Netz nicht so viel», erklärt Jan-Hinrik Schmidt. Er ist Experte für Kommunikation, insbesondere im Internet. «Dort geht es oft eher darum, Meinungen und Gefühle zu bestärken.» Wer zum Beispiel Angst vor Ausländern hat, fühlt sich bestätigt, wenn Donald Trump behauptet, sie würden schreckliche Dinge tun. «Oft werden Botschaften belohnt, über die man sich aufregen kann, egal ob sie stimmen», sagt der Experte. 

Das Problem gibt es auch bei uns in Deutschland. Vor allem bei politischen Themen passiert es häufig, dass die Wahrheit weniger wert ist. Wenn Zusammenhänge kompliziert sind, wünschen sich viele Leute einfache Erklärungen. «Also erzählen manche Politiker nicht die ganze Wahrheit und verschweigen wichtige Teile, die beim Verstehen helfen würden», sagt Jan-Hinrik Schmidt. 

Aussagen werden also besonders dann beachtet und geteilt, wenn sie starke Gefühle wecken. Ob die Aussagen stimmen oder nicht, scheint dann gar nicht mehr so wichtig. Hauptsache, sie verbreiten sich und erregen Aufmerksamkeit. Leute wie Donald Trump nutzen das aus. Bei der Sache mit den Haustieren hat das auch wieder gut geklappt.

© dpa-infocom, dpa:240911-930-229741/1